Die von dem YouTuber Scott Ross ins Leben gerufene InitativeStop Killing Games“ bemüht sich darum, ältere Computerspiele vor der Abschaltung zu bewahren und Publisher dazu zu verpflichten, diese Titel auf die eine oder andere Weise am Leben zu halten. Die dafür in der EU gestartete Petition schaffte es vor einigen Tagen die Welle an 1.000.000 Unterschriften zu überschreiten, sodass die Europäische Union sich aktiv damit auseinandersetzen muss. Aufgrund dieses Meilensteins hat sich gestern nun der europäische Videospiel-Verband „Video Games Europe“ zu dieser Petition und der Initiative geäußert.

In einem fünf Seiten langen Schreiben erklärte der Verband seine offizielle Einstellung gegenüber den Zielen von „Stop Killing Games“. Dabei macht dieses Dokument mehr als deutlich, dass der Verband in keinster Weise auf der Seite der Petition steht. Laut dem Schreiben könnte ein von „Stop Killing Games“ geforderter Gesetzesentwurf negative Auswirkungen darauf haben, wie das Design von Spielen abläuft und was für Spiele entwickelt werden. Der Sichtweise des Verbands zufolge sollten Publisher darüber entscheiden dürfen, wann sie die Unterstützung eines Spiels einstellen und wie viel Geld sie in ein Projekt investieren möchten.

Die Auferlegung einer rechtlichen Verpflichtung, die Server-Unterstützung auf unbestimmte Zeit fortzusetzen oder Online-Videospiele auf eine spezifische technische Weise zu entwickeln, die eine dauerhafte Nutzung ermöglicht, würde die Kosten und Risiken bei der Entwicklung solcher Spiele erhöhen. Es hätte eine abschreckende Wirkung auf das Spieldesign und würde als Hemmnis für die Bereitstellung solcher Spiele in Europa wirken. (via)

Der Verband „Video Games Europe“ ist eine privatwirtschaftlicher Interessenvertreter, der keine offizielle Institution der EU darstellt. Es ist einfach nur eine Lobby-Organisation rund um die Interessen der europäischen Videospielindustrie. Zusätzlich dazu überwacht er das PEGI-System, um einen einheitlichen Jugendschutz in Europa zu gewährleisten. Mit diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass der Verband sich offen gegen die Bewegung stellt. Auch wenn er sich durchaus für den Erhalt von Spielen einsetzt, so scheinen Publisher und Entwickler aber sein Hauptfokus zu sein.

Meiner Meinung nach funktioniert das Argument des Verbands nicht wirklich. Schließlich können Entwickler selbst unter den Forderungen von „Stop Killing Games“ auch in Zukunft genauso vorgehen, wie sie es jetzt tun. Der einzige Unterschied würde darauf hinauslaufen, dass sie die Lizenzen für tote Spiele an Leute abtreten müssen, die die jeweiligen Titel am Leben halten wollen. Damit würden Publisher zwar ihr „Eigentum“ verlieren, aber da sie es sowieso nicht mehr verwenden wäre das Ganze vermutlich ein kleiner Preis für eine zufriedene Fangemeinde.


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4 Kommentare

  1. Unbegrenzte Server-Unterstützung ist doch gar keine Forderung der Initiative.
    Wirkt so als wollte der Games-Verband hier bewusst gegen Strohmänner argumentieren.

  2. Thor/Piratesoftware muss aktuell ja auch einen Shitstorm über sich ergehen lassen, weil er sich gegen die Bewegung gestellt hat – interessanterweise wohl sogar so schlimm, dass er seinen Job als Direktor(?) bei einer Gruppe Indie-Entwicklern eingestellt hat, da deren Games reviewbombed wurden.

    Ich hab mich, ehrlich gesagt, Recht wenig mit der Bewegung auseinandergesetzt, kann aber die Kritik verstehen. Zum einen ist es ein komisches Gefühl, einem Erschaffer zu sagen „wenn du dich nicht mehr für dein Werk interessierst, musst du es freigeben“…muss man das? Zum anderen ist es vermutlich rechtlich auch nicht so einfach, wie sich das immer vorgestellt wird. Viele alte Games sind ja deswegen nicht mehr erhältlich, weil irgendwelche Musiklizensen ausgelaufen sind. Da kann der Entwickler dir noch so sehr erlauben, dass du was damit machen kannst, das bringt dich auch nicht weiter.

    Ebenso interessante Fragen:
    1)Wenn mehr als eine Gruppe mein Game „am Leben erhalten“ will, muss ich das dann beiden/allen erlauben, das zu tun?
    2)Wer entscheidet denn, was eine Gruppe ist, die die Interessen meines Spiels weiterführen will? „Die Community“ ist doch ein sehr schwammiger Begriff, wenn es darum geht, wer die Rechte an etwas hält.
    3)Noch interessanter: Wer haftet eigentlich, wenn was schiefgeht? Was wenn die tolle Gruppe, die mein Game am Leben erhalten will, mir da ein paar Hakenkreuze reinpackt? Oder irgendwelche Copyrights verletzt? Am Ende bin ich doch als Entwickler derjenige, bei dem angeklingelt wird oder nicht?
    4)Und was, wenn mein Game irgendwann „wiederentdeckt“ wird und daraus eine finanziell lukrative IP wird? Halte ich dann noch die Rechte daran oder strecken plötzlich irgendwelche Community-Dödel, die in zehn Jahren zwei Mini-Patches released haben die Hand aus und sagen „ne, ist meins“?

    Es gibt viele alte Games, die ich gerne Remastered oder anderweitig wiedererweckt sehen würde. Allen voran natürlich sowas wie Black&White, was ja komplett im Rechtesumpf verschwunden ist. Aber ich hab nicht das Gefühl, dass die „alles gehört uns“-Fraktion diejenige ist, der ich sowas in die Hand geben wollen würde…

    • „Zum einen ist es ein komisches Gefühl, einem Erschaffer zu sagen „wenn du dich nicht mehr für dein Werk interessierst, musst du es freigeben“

      Ist nicht Forderung der Aktion, aber die „Gegenseite“ lässt es gerne so klingen.

      Die Argumente von Piratesoftware und des Verbandes „Video Games Europe“ gehen entweder versehentlich oder bewusst auf Punkte ein, die die Aktion so nicht fomurliert hat. Zudem gehen sie auch immer auf spezifische Dinge ein, die die Aktion so gar nicht nennt.

      Die Aktion ist gezielt allgemein/unspezifisch formuliert, da es darum geht dem Gesetzgeber ein Problem (bzw Handlungsbedarf) in Sachen Kundenschutz aufzuzeigen, da Publisher/Entwickler ja aktuell machen können, was sie wollen, egal ob sie ihre Spiele als Produkt, Dienstleistung oder Lizenzen anbieten.

      Zum einem weil der Gesetzgeber entscheiden soll, wie damit umzugehen ist, zum anderen weil die Handhabung für unterschiedliche Spiele, bzw in unterschiedlichen Situationen anders sein muss/kann.

      Und nicht zuletzt, quasi als Olivenzweig, damit Publisher/Entwickler hier auch Möglichkeiten haben eigene Lösungen anzubieten.

  3. Ich finde die Aktion wirklich gut und habe natürlich auch unterschrieben. Aber ganz ehrlich, das wird doch leider so enden dass ein paar Minuten Pflichtdiskussion geführt wird und einstimmig beschlossen ein gibt keinen Handlungsbedarf, weil man eben sich gar nicht erst damit befasst was man genau bezwecken will, sondern dann blind auf seine Berater, Verbände und Co vertraut.

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